Wenn Journalist*innen über Instagram sprechen, dann geht es dabei zurzeit meist um Storys. Wie viele Slides sollte eine Story maximal umfassen, damit die User*innen dabei bleiben? Sollten Storys eine Geschichte auserzählen oder an einem bestimmten Punkt auf einen Artikel verweisen? Welche Erzählformen eignen sich am besten für das Format? Und so weiter.
Alles wichtige Fragen, wenn man sich mit dem Thema Instagram beschäftigt, klar. Aber lasst uns kurz einen Schritt zurück machen. Zurück zum Feed. Ich finde: Wir haben das kreative Potenzial des Feeds journalistisch noch nicht ausgereizt, den Karussell-Post haben wir geradezu sträflich vernachlässigt. Dabei ist er ziemlich toll.
Was ist ein Karussell-Post?
Karussell-Posts (oder Slideshows) umfassen bis zu zehn Bilder. Die Posts können an beliebiger Stelle auch Videos von maximal 60 Sekunden Länge beinhalten. Mobil navigiert man per Wisch durch das Format hindurch. Das Schöne daran: Es entsteht der Eindruck, dass alle Bilder miteinander verbunden sind. Am Desktop verliert das Format ein wenig seinen Reiz: Dort klickt man sich wie durch eine klassische Fotostrecke von Bild zu Bild.
Wo sind Karussell-Posts im Einsatz?
Im Marketing-Kontext taucht das Format verhältnismäßig häufig auf. Modelabels nutzen Karussell-Posts, um Kollektionen gebündelt vorzustellen; Autohersteller präsentieren auf diese Weise neue Modelle; Tourismus-Unternehmen machen Destinationen schmackhaft, die sie ansteuern. Beispiele von H&M und Mercedes:
Warum ist das Format für Journalist*innen interessant?
Karussell-Posts eignen sich meiner Meinung nach perfekt, um Geschichten zu erzählen. Der Vorteil gegenüber Storys besteht darin, dass Karussell-Posts über 24 Stunden hinaus verfügbar sind und auch in Artikel eingebettet werden können. Wir könnten Listicles, Tutorials, Erklärer, Mini-Magazine oder clevere Artikelteaser in Karussell-Posts aufbereiten. Wie das aussehen kann, haben bereits ein paar kluge Menschen vorgemacht. Hier kommen Beispiele:
Statt seinen Feed mit drölftausend Urlaubsfotos zu befüllen, gestaltete Johannes Klingebiel ein kleines Fotoalbum samt Annotationen aus dem Material eines New-York-Trips.
Christoph Rauscher experimentiert schon länger mit dem Format. Er erzählte damit bereits kleine Geschichten ...
... und teaserte Arbeiten an.
Für den monothematischen Dossier-Account zur Landshut-Entführung nutzten wir bei Springer den Karussell-Post, um einzelne Protagonist*innen der Geschichte multimedial vorzustellen.
Bei Bild gaben wir auf diese Weise Infografiken ein neues Antlitz:
Was nervt an dem Format?
Problematisch ist, dass wir den Erfolg eines Karussell-Posts nur oberflächlich analysieren können. Anders als bei Storys spucken die Instagram-Statistiken keine Info darüber aus, bis zu welchem Slide die Zielgruppe gewischt hat. Auch beim Embed des Formats gibt es immer wieder Darstellungsfehler, vor allem bei mehreren Posts hintereinander (was mich auch hier in WordPress dazu bewogen hat, auf Embeds zu verzichten und die Posts als Bilder einzubauen).
Hier gibt's ein Gratis-Template
Wenn ihr gleich loslegen wollt, euch mit Karussell-Posts auszutoben, könnt ihr hier kostenlos und lizenzfrei ein sehr simples Photoshop-Template (circa 9,2 MB) herunterladen, das ich für diesen Versuchspost gebastelt habe. Ich freue mich, wenn ihr mich im fertigen Post vertaggt oder mir einen Link schickt.
Zeigt euren Nutzer*innen mit Karussell-Posts, dass ihr Instagram verstanden habt und auch im Feed zu kreativen Höchstleistungen fähig seid! Leute wie ich werden euch dafür mögen.
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